Ave-Eva



Ave-Eva


Inventar Nr.: 1875/1407
Bezeichnung: Ave-Eva
Künstler / Hersteller: Joseph von Führich (1800 - 1876)
Datierung: 1856
Objektgruppe: Gemälde
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Holz
Maße: 39,5 x 52,5 cm (Bildmaß)
Beschriftungen: Signatur: bez.u.M.: Jos.Führich inv:& pinx. A.D:1856


Katalogtext:
Die Gottesmutter, mit himbeer-rosafarbenem Gewand unter einem hellblauen, goldgelb gefütterten Mantel, sitzt, mit dem rosa gekleideten Jesusknaben auf dem Schoß, auf einem steinernen Thron, der geschützt unter einem mächtigen Baum steht, in den ein rotgemusteter Stoff gespannt ist. Ihr zur Seite kniet links der weiß gewandete Erzengel Gabriel, dessen Flügelspitzen rot-blau eingefärbt sind. Er hält eine weiße Lilie in der rechten Hand. Auf der anderen Seite kauert die in bräunliches Fell gewickelte Menschheitsmutter Eva am Fuß des Throns. Hinter ihr steht ein Distelstrauch. Rechts und links des Throns öffnet sich der Ausblick in eine weite Landschaft mit tiefblauen Bergketten.
Dem Gemälde liegt eine theologische Idee zugrunde, die dem Christentum seit der Spätantike geläufig war: Maria als die neue Eva. Eva, die Urmutter der Menschheit, stürzte ihre Nachkommenschaft in die Erbschuld, aus der Maria sie durch ihren Sohn befreite. Diese Gegenüberstellung ist durch das Wortspiel Ave-Eva, das die hochmittelalterliche Hymnenliteratur wiederholt aufgriff, auf die knappste Form gebracht. Sie wird durch den Text auf der Vorderseite der Thronstufe zusätzlich kommentiert: "Sumens illud ave Gabrielis ore funda nos in pace mutans Evae nomen". Dieser Text stammt aus einem seit dem 9. Jh. bezeugten siebenstrophigen Vesperhymnus, dessen Anfang lautet: "Ave maris stella / Dei mater alma, / Atque semper Virgo, / Felix caeli porta. / Sumens illud Ave / Gabrielis ore, / Funda nos in pace, / Mutans / Evae nomen". (Sei gegrüßt, Stern des Meeres, erhabene Gottesmutter und dennoch stets Jungfrau, du glückliche Himmelspforte. Die du jenes Ave annimmst aus Gabriels Mund, gründe uns in Frieden, den Namen Evas wendend.)
Die Vorzeichnung zu dem Gemälde, allerdings ohne Landschaft, bewahrt die Albertina in Wien (Inv.-Nr. 25465). Eine zweite Bleistiftzeichnung, auf der neben Gabriel noch der Erzengel Michael steht, befindet sich in der Sammlung Rittinger in Innsbruck. In Führichs Holzschnittillustrationen zu Thomas a Kempis' "Nachfolge Christi" gibt es eine Darstellung der Maria als Himmelskönigin, deren Kopf und Kopfhaltung mit dem Kasseler Bild übereinstimmen (P. F. Schmidt, Joseph von Führichs religiöse Kunst, Berlin 1920, Abb. 19).



Literatur:
  • Wörndle, H. v.: Joseph von Führichs Werke. Wien 1914, S. 115, Kat.Nr. 612.
  • Boetticher, Friedrich von: Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Leipzig 1941, S. 343 (Bd. I/1), Kat.Nr. 49.
  • Guldan, E.: Eva und Maria. Eine Antithese als Bildmotiv. Graz [u.a.] 1966, S. 45.
  • Herzog, Erich: Die Gemäldegalerie der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. Geschichte der Galerie von Georg Gronau und Erich Herzog. Hanau 1969, S. 96, Kat.Nr. 102.
  • Heinz, Marianne [bearb.]: Bestandskatalog Gemälde des 19. Jahrhunderts. Museumslandschaft Hessen Kassel. München 2006, S. 106, Kat.Nr. 290.


Letzte Aktualisierung: 03.05.2023



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