Italienerin

Katalogtext:
Halbfiguriges im unteren Teil nur skizziertes Porträt einer sitzenden Italienerin in festlicher Tracht vor grau-beigefarbenem Hintergrund, vermutlich auf einer der ersten – für einen Künstler des 19. Jahrhunderts spät angetretenen – Italienreisen des Malers entstanden. In dem elegischen Gesichtsausdruck des im Profil gezeigten und vom Betrachter weg leicht zur Seite geneigten Gesichts zeigen sich Anklänge an die Figurenmalerei Anselm Feuerbachs. Vor allem der malerisch freie Pinselduktus und die eher schlichte, unprätentiöse Stofflichkeit bezeichnen aber einen deutlichen Abstand zum Feuerbachschen Klassizismus. Diese Distanz zum „klassischen“ Italienbild verbindet Kolitz’ italienische Porträts mit den gleichzeitig entstandenen Landschafts- und Stadtansichten, vgl. dazu auch die übirgen, meist 1892 in Italien entstandenen Skizzen und Studien. In der Darstellung der Tracht kommt zugleich aber auch ein für Kolitz ungewöhnliches „folkloristisches“ Interesse zum Ausdruck.
(A. Linnebach 1990)

• Louis Kolitz (1845-1914). Kassel 1957, Kat.Nr. 124 (mit Abb.).
• Kramm, Walter: Tre Paesisti Tedeschi in Italia. Drei deutsche Landschaftsmaler in Italien. Martin Rohden (1778 Kassel - Rom 1868), Louis Kolitz (1845 Tilsit - Berlin 1914), Paul Baum (1859 Meissen - San Gimignano 1932). Kassel 1963, Kat.Nr. 63.
• Künstler in Hessen seit 1750. Teil I von Wilhelm Böttner bis Fritz Winter, Ausstellungshefte der Städtischen Kunstsammlungen Kassel. Kassel 1965, Kat.Nr. 168.
• Andrea Linnebach (bearb.): Louis Kolitz. 1845-1914. Staatliche Kunstsammlungen Kassel. Kassel 1990, Kat.Nr. 28.